Geislinger Tennisverein setzt auf die Jugend

Drei Jahre ist es her, seit der Geislinger Tennisverein (TV) ein Jugendkonzept auf neue Beine gestellt hat. Ein ehrgeiziges Ziel hatten seinerzeit die Verantwortlichen ausgegeben: ein durchgängiges und vor allem hochkarätiges Angebot vom Breiten- bis zum Leistungssport.

Gerade für einen Klub, der in einer nach wie vor Randsportart angesiedelt ist, eine große Herausforderung: „Die Ausgangslage ist für alle Vereine dieselbe: Es wird immer schwieriger, Nachwuchs zu finden und vor allem die Jugendlichen als Mitglieder dauerhaft im Verein zu behalten“, sagt TV-Vizechef Thomas Dürr: „Grund dafür sind die gesellschaftlichen Entwicklungen. Die schulischen Anforderung werden immer größer, für die Kinder und Jugendlichen bleibt immer weniger Zeit, Sport zu treiben oder sich sonst wie in Vereinen zu engagieren – wenn sie es überhaupt noch tun.“ Die Generation Internet lässt grüßen.

Zudem steht Tennis in Konkurrenz zu den populären Mannschaftssportarten wie Fußball und Handball, „die ein viel größeres mediales Echo haben als unser Sport“. Dass eine Angelique Kerber inzwischen den Thron der Damen-Tenniswelt bestiegen hat, ist zwar ein Glücksfall, „dadurch rückt Tennis wieder stärker in den Blickpunkt“, sagt Dürr. Ehe sich daraus so etwas wie ein Nachwuchsboom entwickelt, weil die Kleinen ihrem Idol nacheifern, „müsste eine Angelique Kerber allerdings mindestens drei, vier Jahre weiter auf diesem Niveau spielen“.

Also müssen andere Lösungen her. Da ist die Idee so einfach wie genial: Die Individualsportart Tennis muss mit Teamspirit angereichert werden. Kernstück ist und bleibt das Schnuppertraining. Das bietet der Verein jeden Samstag von 11 bis 12 Uhr an, sommers auf den Courts im Eybacher Tal, winters in der Tennishalle in der Voß-Straße. „Das Angebot ist für alle offen. Die Kinder können vorbeikommen, ohne sich anzumelden, der Verein stellt die Schläger und die Betreuer“, erklärt Jugendwartin Verena Hommel.

Das Motto: Spiele und Spielen. „Bei diesem Angebot geht es vor allem um die Ball-Koordination. Die Kinder werden dabei in der Gruppe spielerisch an den Sport herangeführt.“ Zwei Schnupperstunden sind frei, danach kostet das Kindertennis für Nichtmitglieder 40 Euro pro Halbjahr.

War das Angebot ursprünglich auf Sechs- bis 14-Jährige beschränkt, hat es der TV inzwischen auf breitere Beine gestellt. Teilnehmen können Kinder und Jugendliche im Alter von vier bis 16 Jahren. Jeden Samstag tummeln sich derzeit zwischen zehn und 20 Kinder und Jugendliche in der Halle, insgesamt sind gut 40 bis 50 Kinder beim Kindertennis angemeldet.

Ein Aufwand, der sich lohnt: Jährlich entscheiden sich fünf bis zehn Nachwuchstalente aus dieser Gruppe für eine Mitgliedschaft beim TV mit dem Ziel, Tennis später einmal als Leistungssport weiterzubetreiben. lZudem ist bei den Geislingern der Jugendbereich durchgängig mit Teams besetzt, gut ein Drittel der 300 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche. Keine Selbstverständlichkeit bei Tennisvereinen, die deutschlandweit mit einem massiven Schwund an Mitgliedern zu kämpfen haben: In den vergangenen 20 Jahren sank die Zahl von 2,3 auf 1,4 Millionen. Außerdem organisiert der TV mehrere Camps im Frühjahr und Sommer, lobt eine Vereinsmeisterschaft aus. „Der Nachwuchs soll ganz einfach Spaß haben, wir müssen sie bei der Stange halten“, sagt Hommel – zumal die eigentliche Wettkampfsaison auf wenige Monate im Frühjahr und Sommer beschränkt ist.

Wer den Sprung wagt, profitiert künftig von einem weiteren Upgrade, das sich der Verein richtig viel kosten lässt: Bislang gab es bereits ein vom Verein subventioniertes Gruppentraining, geleitet vom hauptamtlichen Coach Peter Liptak. Auf Hommels Initiative hin bietet der Verein nun im Winterhalbjahr zusätzlich ein wöchentliches, kostenfreies Mannschaftstraining an – für die Mädchen und Knaben bis 14 Jahre samstags, für die Juniorinnen und Junioren bis 18 Jahre montags. Die Gebühren für Halle und Coach, in der Summe gut 5000 Euro, trägt der TV. „Wir wollen damit zum einen unsere Talente fördern, zum anderen die Kinder und Jugendlichen miteinander in Kontakt bringen und deren Eigen­initiative stärken, damit sie im Sommer gemeinsam auf den Court gehen“, erklärt Dürr.

Das Jugendkonzept sei aber weitaus mehr als nur Nachwuchs­akquise, betont Dürr. „Wir sehen uns ebenso in einer gesellschaftlichen Verantwortung.“ Was zuvorderst bedeutet, den Kindern den Spaß an Bewegung zu vermitteln. Der Hintergrund ist ernst: In Deutschland kommt nur noch etwa jeder vierte Junge und jedes sechste Mädchen täglich auf die von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlene Stunde als Mindestpensum für Bewegung. Bewegung ist aber Grundvoraussetzung dafür, dass sich bei Kindern die motorischen Fähigkeiten – Kraft, Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Koordination – ebenso entwickeln wie die kognitiven Fähigkeiten, darunter fallen beispielsweise Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Erinnerung oder das Denken.

In diesem Sinne unterhält der Tennisverein eine Kooperation mit dem Kinderhaus am Tegelberg: „Zehn bis zwölf Kinder, in der Regel Vorschüler, kommen regelmäßig zu uns in die Halle. In diesem Alter lernen Kinder Tennis am einfachsten“, erklärt Hommel, „mit spielerischen Übungen schulen wir Koordination und Kondition. Tennis ist durch seine Kombination von Bein- und Schlagarbeit, beispielhaft dafür, wie Gehirn und Bewegung angeregt werden.“

Schnuppertraining beim TV Geislingen
Wer sich für das Schnuppertraining beim TV Geislingen interessiert, kann sich an Thomas Dürr oder Verena Hommel wenden. Kontakt über das Vereinsheim  (0173) 8 46 74 34, und die Tennishalle  (07331) 6 59 12, sowie per E-Mail an .
Ausführliche Infos zum Verein gibt es auf der Homepage www.tv-geislingen.de

erschienen in der Geislinger Zeitung am 12.12.2016
geschrieben von Jochen Weis

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