GZ: Kinder auf die Courts

Der Geislinger Tennisverein hat sein Jugendkonzept neu ausgerichtet. Künftig wird darin auch der Breitensport eine wichtige Rolle spielen. Im Leistungsbereich setzt der Klub auf Tennispaten als Motivatoren.

Geislingen ist auf dem Weg zur „Bewegten Kommune“, zur Stadt, in der es ab Herbst an Schulen und Kindergärten ein auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmtes Bewegungsprogramm geben soll. Für den Geislinger Tennisverein ein willkommener Anlass, das eigene Sportangebot unter die Lupe zu nehmen. Mit dem Ergebnis, dass nun ein Jugendkonzept entstanden ist, in dem Tennis als Breitensport eine ebenso wichtige Rolle spielt wie als Leistungssport.

„Nach zehn Jahren war es einfach an der Zeit, unser Jugendkonzept auf eine neue Ebene zu heben“, sagt Jugendwartin Anke Sonntag, „wir sind dabei zweigleisig gefahren, weil wir wirklich alle Kinder erreichen wollen.“ Ein wichtiger Bestandteil ist das „Samstagstennis“ – im Sommer auf den Courts im Eybacher Tal, im Winter in der vereinseigenen Tennishalle. Zielgruppe sind in erster Linie Nichtmitglieder. Dabei können Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren „einfach reinschnuppern und spielen, den Schläger bekommen sie gestellt, ein Trainer ist auch bei der Gruppe“, sagt Thomas Dürr, selbst Aktiver des Klubs, der gemeinsam mit Anke Sonntag, Sportwart Friedrich Dürr und Trainer Philipp Fox das Konzept entwickelt hat. Lediglich 45 Euro Teilnahmegebühr kostet das Samstagstennis – sommers wie winters.

Dabei geht es nicht darum, nur auf die kleine gelbe Filzkugel zu dreschen, sondern vielmehr die motorische Entwicklung der Kinder sowie deren Hand-Augen-Koordination zu fördern. „Auf dem Programm stehen spielerische Übungen, um den Kindern Tennis nahe zu bringen, zum Beispiel den Ball mit dem Schläger zu jonglieren“, erklärt Thomas Dürr. Ein ähnliches Angebot gibt es für Kleinkinder unter fünf Jahren, ebenfalls samstags, „Tennis-Kindergarten“ nennt es der Verein. Angedacht ist zudem für Dienstagnachmittage ein freies Tennisspielen für die älteren Kinder, die sich nur mal austoben möchten.

Dieses Ungezwungene ist zugleich die Chance, Kinder auf lange Sicht für den Leistungssport und als Mitglieder zu gewinnen, da Berührungsängste wegfallen. „Tennisvereinen haftet noch immer der Ruf des Elitären an, weil sie früher vor allem Vereine für Akademiker waren“, erläutert Friedrich Dürr.

Die Geislinger haben diesem Ruf ohnehin längst schon konsequent entgegen gesteuert, haben gerade in den vergangenen zwei Jahren mit diversen Kampagnen und Angeboten – etwa beim Ferienprogramm – gute Arbeit geleistet und Erfolge erzielt: Rund 100 Kinder und Jugendliche – ein Drittel mehr als noch 2011 – hat der Tennisverein im Nachwuchs, dabei acht Teams im Spielbetrieb, von der U 8 bis zu den Junioren. Zudem macht besagter Nachwuchs etwa ein Drittel aller Mitglieder aus – für viele andere Vereine eine Traumquote. „Wir ziehen uns eine eigene Jugend hoch, wollen sie langfristig an uns binden“, sagt Anke Sonntag, „das heißt aber auch, dass wir in sie investieren müssen.“

Deshalb haben Sonntag und Co. die Betreuung ihrer Schützlinge neu organisiert. In den Teams gibt es inzwischen so genannte Tennis-Paten, die ein Bindeglied zwischen dem Trainer und der Jugendleiterin sind. „Die Paten sollen natürlich zum einen die Kinder und Jugendlichen zum Tennisspielen motivieren“, sagt Philipp Fox, „sie sollen aber auch mit den Gruppen außerhalb des Courts etwas unternehmen, beispielsweise ins Freibad gehen.“ Diese Aktivitäten seien mindestens ebenso wichtig, weil – wie Fox betont – sie das Zusammengehörigkeitsgefühl und damit das soziale Miteinander stärken.

Die Planung des Vereins geht mittelfristig aber noch weiter. „Wir wollen eine Tennisschule auf die Beine stellen“, sagt Thomas Dürr, „es gibt schon Bemühungen in diese Richtung, wir sind auf der Suche nach Sponsoren.“ Damit hätten die Geislinger ein weiteres Ziel erreicht: ein durchgängiges und zudem hochkarätiges Angebot vom Breiten- bis zum Leistungssport.

Wobei die Zeichen nicht schlecht stehen, wie Friedrich Dürr meint: „Durch die vielen erfolgreichen deutschen Spieler, wie wir sie ja lange nicht mehr hatten – etwa Angelique Kerber, Sabine Lisicki oder Philipp Kohlschreiber – gewinnt Tennis wieder an Attraktivität für die Jungen.“

Info Wer sich für Sport beim Geislinger Tennisverein interessiert, kann sich online unter tv-geislingen.de informieren.

Autor: JOCHEN WEIS | veröffentlicht in der Geislinger Zeitung 

GZ: Kinder auf die Courts
Tennisverein Geislingen